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Vor Sprengung der Rahmede-Brücke: Unmut und Ungeduld wachsen

Lüdenscheid (dpa/lnw) -

In rund einem Monat soll die marode A45-Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid gesprengt werden. Das gewaltige Projekt eines Ersatzbaus sorgt für Schlagzeilen. Seit inzwischen 16 Monaten gehören massiver Lkw-Umleitungsverkehr, Lärm und Chaos zum Alltag in der Region.

Von dpa

Die gesperrte Talbrücke Rahmede der Autobahn 45 bei Lüdenscheid. Foto: Dieter Menne/dpa/Archivbild

Gut einen Monat vor der geplanten Sprengung der bundesweit wichtigen Talbrücke Rahmede an der A45 in Lüdenscheid laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Angesichts der nun schon seit 16 Monaten andauernden Beeinträchtigungen für die gesamte Region wachsen zugleich auch Unmut und Ungeduld. Vor allem der Schutz der Anwohner vor Lärm und Abgasen an den Umleitungsstrecken sei völlig unzureichend und habe bereits zu verschiedensten gesundheitlichen Beschwerden geführt, berichtete die Bürgerinitiative A45 - Lüdenscheid.

Die gut 450 Meter lange Brücke an der Sauerlandlinie aus den 1960er Jahren ist seit Dezember 2021 wegen schwerer Schäden vollständig gesperrt. Die Folgen sind gravierend. Die zentrale Nord-Süd-Achse zwischen Frankfurt und Dortmund ist unterbrochen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte den 7. Mai als Sprengtag genannt, nachdem er zuerst allerdings eine Sprengung noch im Jahr 2022 angekündigt hatte und ein Termin im Dezember zunächst als gesichert galt.

«Wir sind sehr froh, wenn die Brücke am 7. Mai fällt. Aber sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen zu einer Sprengung, die fünf Monate hinter dem eigentlichen Termin liegt, ist eher unangebracht», sagte Heiko Schürfeld von Bürgerinitiative. Er mahnte: «Wir hoffen, dass der Schutt dann ohne Probleme schnell geräumt werden kann und dass die neue Brücke schneller als geplant ihren Platz im Rahmedetal findet.»

Unmittelbar nach der Vollsperrung hatte die Autobahn GmbH als Ziel ausgegeben, dass binnen fünf Jahren der Verkehr auf einer neuen A45-Talbrücke wieder rollen soll. Die Ausschreibung für den Neubau läuft derzeit noch.

Die Sauerlandstadt Lüdenscheid ist vom Umleitungsverkehr mit Tausenden tagtäglich durchfahrenden Lastwagen extrem getroffen. Die wirtschaftlich bedeutende Region leidet unter Stauchaos, stockendem Lieferverkehr und Umsatzeinbußen. Bei den Anwohnern gehören laut Bürgerinitiative A45 massive Schlafstörungen, Stress und Herz-Kreislauf-Beschwerden wegen permanenter Lärm- und Abgasbelastung zu den Folgen.

Der Sprecher der Bürgerinitiative betonte, es müsse endlich ein Durchfahrtsverbot für den Lkw-Transitverkehr kommen, was aber unnötig verzögert werde. «Für uns unerträglich sind die nicht durchschaubaren Verantwortlichkeiten, die politischen Scharmützel und die Ping-Pong- und Schwarze-Peter-Spielchen zwischen Bund, Land, Kreis, Kommune, Autobahn GmbH und Strassen.NRW», kritisierten die Bürger. Sie werfen den Verantwortlichen fehlendes Krisen- und mangelhaftes Projektmanagement vor.

An sechs Tagen in der Woche donnern täglich 6500 Laster stellenweise nur wenige Meter an den Wohnhäusern vorbei. Bei einer Länge von durchschnittlich 15 Metern pro Transporter komme man in drei Monaten auf eine Länge, die viermal der Strecke Lüdenscheid – Madrid gleichkomme, rechnete Schürfeld vor. Auf 16 Monate hochgerechnet «ist das einmal um den gesamten Globus».

Im NRW-Landtag wird sich demnächst ein Untersuchungsausschuss mit dem Desaster befassen. Untersucht werden soll, welche Fehler in der Vergangenheit zu der Brückensperrung geführt haben und wer dafür verantwortlich ist. Aus der Stadt Lüdenscheid hieß es dazu auf Anfrage, der Blick nach vorne sei für die Betroffenen vor Ort wichtiger als der Blick zurück.

Voraussichtlich ab Mitte Juni werde auf den Umleitungsstrecken ein Durchfahrtsverbot für Lkw kommen, erläuterte eine Stadt-Sprecherin. Der Verkehr für Anlieger soll aber auf Fall davon ausgenommen sein, um Anlieferungen und Abtransporte zu sichern und die örtliche Wirtschaft und Unternehmen nicht noch weiter zu schädigen.

Unterhalb der Rahmede-Brücke werden schon seit mehreren Monaten Erdmassen in großen Mengen angeschüttet - als Fallbett für das Bauwerk. Noch steht der stillgelegte Koloss auf zehn Pfeilern, an denen die Sprengladung noch angebracht werden muss.

Neue Details zum Baufortschritt und zum Ablauf der Sprengung gab es von der Autobahn GmbH zunächst nicht. Fest steht aber, dass die spektakuläre Sprengaktion live verfolgt werden kan - bei einem Public Viewing in der Lüdenscheider Innenstadt.

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